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Der aktuelle Entwurf des Leitbilds der katholischen Gefängnisseelsorger in Baden-Württemberg gibt einen Einblick in den Auftrag und das Selbstverständnis heutiger Gefängnisseelsorge
VISION - Was wollen wir?
In der Nachfolge Jesu ("...ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen." Mt. 25,36) arbeiten wir im Gefängnis.
Wir begleiten Menschen aus dem befreienden Geist Jesu, wir bauen Brücken und ermöglichen Freiräume, damit Leben in Haft ausgehalten und angenommen werden kann. Wir bestärken Menschen in ihrem Bemühen, ein sinnerfülltes Leben ohne Straffälligkeit zu führen.
Gefängnisseelsorge ist Dienst für die Gesellschaft im Auftrag der Kirche.
MISSION - Was leisten wir?
... für die Menschen im Gefängnis
Wir nehmen Menschen im Gefängnis (die Gefangenen mit ihren Angehörigen und die Bediensteten) unvoreingenommen an und nehmen uns für sie Zeit.
Wir begegnen Menschen aller Religionen und Kulturen in der Weise, dass Fragen nach Sinn, Umgang mit Schuld und Vergebung, Glauben und persönlicher Zukunft ihren Platz haben.
Wir unterstützen Menschen darin, ihre Persönlichkeit und sozialen Beziehungen zu entwickeln.
Wir kennen aber auch Situationen, in denen es nur möglich ist, Verzweiflung und Ausweglosigkeit auszuhalten und vor Gott zu tragen.
... für die Justizvollzugsanstalt
Wir bringen unsere Kompetenz für Gefangene und Bedienstete in Zusammenarbeit mit anderen Fachdiensten ein.
Wir fördern ein gutes Klima in der Anstalt und eine Kultur des Lebens:
Wir bieten liturgische Feiern und Gottesdienste sowie qualifizierte Einzelgespräche und Gruppenarbeit an.
Wir intervenieren in Krisensituationen, wir vermitteln und schlichten bei Konflikten - gerade auch im Umgang mit schwierigen Gefangenen. Wir helfen Spannung ab- und soziale Sicherheit aufzubauen.
Wir führen Fortbildungen und Freizeiten für Gefangene, Bedienstete und Ehrenamtliche durch.
Wir sind offen für das Gespräch mit Bediensteten.
Wir tragen mit konstruktiver Kritik aus dem Geist des Evangeliums zu humanen Arbeits- und Lebensbedingungen in der Anstalt bei.
... für die Gesellschaft
Unser Dienst hilft bei der Erfüllung des gesetzlichen Auftrags. Wir tragen zur Resozialisierung und zur sozialen und inneren Sicherheit bei:
Wir leisten einen Beitrag zum Schutz der Gesellschaft vor Straftaten (Täterarbeit als Opferschutz), in dem wir Gefangene zur Selbstbesinnung und Tateinsicht ermutigen und Schritte zur Wiedergutmachung anregen.
Wir fördern soziale Integration, indem wir zur Übernahme von Verantwortung und zum Täter-Opfer-Ausgleich ermutigen.
Wir gewinnen, unterstützen und begleiten Ehrenamtliche.
Wir regen zur kritischen Auseinandersetzung mit Schuld, Strafe und Versöhnung an.
... für die Kirche
Aus der biblischen Botschaft ("Denkt an die Gefangenen, als wäret ihr mitgefangen" Hebr. 13,3) ergibt sich der Auftrag an alle Christen, für Gefangene da zu sein.
Wir realisieren diesen Auftrag als kirchliches Handeln hinter Mauern: in der Feier von Gottesdiensten, in der Zusage der Vergebung Gottes, im Gespräch mit ausgegrenzten Menschen.
Wir bauen Brücken zu Menschen, die Kirche sonst nicht erreicht.
Wir sensibilisieren die Öffentlichkeit für Justizvollzug, für straffällig gewordene Menschen und ihre Angehörigen.
Wir arbeiten in ökumenischer Verbundenheit.
Durch den Einsatz qualifizierter Seelsorgerinnen und Seelsorger im Gefängnis erreicht Kirche Glaubwürdigkeit im säkularen Umfeld. Unsere Arbeit und Präsenz sind Zeugnis für Menschlichkeit und Menschenwürde ("Er hat mich gesandt, ... damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde." Lk 4, 18).
GRUNDHALTUNGEN -
Was bewegt uns?
Grundlage und Maßstab unseres Handelns ist Gottes Liebe zum Menschen, seinem Ebenbild ("Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn." Genesis 1, 27).
Daher verpflichten wir uns zu folgenden Grundhaltungen:
Wir leben aus dem Evangelium.
Wir achten die Menschenwürde.
Wir haben Ehrfurcht vor dem Leben.
Wir respektieren die Freiheit des anderen.
Wir üben Toleranz.
Wir setzen uns für Frieden ein.
Wir dienen der Barmherzigkeit.
Wir übernehmen Verantwortung.
KERNKOMPETENZEN -
Was können wir?
Die Arbeit im Justizvollzug fordert von allen Fachdiensten besondere Fähigkeiten. Die Gefängnisseelsorge bringt darüber hinaus folgende Kernkompetenzen ein:
Wir garantieren Verschwiegenheit (Beicht- und Seelsorgegeheimnis).
Wir suchen Spuren Gottes und bringen seine Gegenwart in Symbolen und Ritualen zur Sprache.
Wir sprechen Gottes Vergebung in der Schuld zu.
Wir vermitteln Hoffnung aus der Frohen Botschaft.
Wir eröffnen Räume für befreiende Spiritualität.
Wir kommunizieren und kooperieren im Geist Jesu und begegnen Menschen wertschätzend.
In einem spannungsreichen Arbeitsfeld, das eigenverantwortliche Gestaltungsmöglichkeiten bietet, stellen wir uns herausfordernden Begegnungen mit Menschen in existentiellen Situationen.
Wir sichern die Qualität unserer Arbeit durch Supervision, Fortbildung und kollegiale Zusammenarbeit.
Unsere Arbeit geschieht im Rahmen der "Allgemeinen Richtlinien für den Dienst der evangelischen und katholischen Anstaltsseelsorger in den Justizvollzugsanstalten des Landes Baden-Württemberg" auf der Grundlage von GG Art. 4 Abs. 1 und 2 (Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit) in Verbindung mit Art. 136 und 140 Weimarer Verfassung.
Die Katholische Gefängnisseelsorge an der Justizvollzugsanstalt Karlsruhe wird von Dipl. theol. Michael Drescher wahrgenommen. Er ist Pastoralreferent, Ehe-, Familien- und Lebensberater sowie Mediator (BAFM). Er ist telefonisch und per mail erreichbar:
0721/926-6476, Michael.Drescher@JVAKarlsruhe.justiz.bwl.de
Weitere Informationen zur Katholischen Gefängnisseelsorge in Karlsruhe finden Sie hier ...................